Wunderfitz
WunderfitzvonMünster School of Design
Er ist dunkel, bisweilen bedrohlich – doch wenn man ihn heile durchquert hat, erwartet einen an seinem Ende das Licht. Oder auch nicht … Bei jenen Tunneln, in die es die Hauptfiguren der neun Comic-Kurzgeschichten in der ersten Ausgabe des kurz vor dem Comic-Salon neu gegründeten „Wunderfitz“-Magazins verschlägt, ist das Licht am Ende des Dunkels nicht immer eine Erlösung.
„The Tunnel“ heißt das gemeinsame Thema der auf Englisch publizierten Anthologie von Studierenden der Münster School of Design. Und was die neun Zeichnerinnen und Zeichner auf jeweils gerade mal acht Seiten daraus machen, kann erzählerisch wie zeichnerisch überzeugen.
Mal steht der Tunnel als Metapher für schmerzhafte oder verwirrende Passagen zwischen unterschiedlichen Lebensabschnitten oder Gefühlszuständen. Mal bietet er die Kulisse für fantastische Abenteuer, bei denen Traum und Realität nicht immer zu trennen sind. Und dann wird das Thema auch mal ganz wörtlich genommen und das Bedrohungsgefühl beim Durchqueren realer dunkler Tunnel grafisch virtuos umgesetzt.
Souverän spielen die neun Beteiligten die Mittel der Kunstform Comic aus, setzen Panel-Layouts und individuelle Zeichenstile ihren jeweiligen Erzählungen angemessen ein – und geben dem Ganzen trotz sehr unterschiedlicher Handschriften doch einen bemerkenswert einheitlichen Look. Das ist auch dem geschickten Einsatz grauer und schwarzer Akzente auf kräftigem Papier zu verdanken, wodurch eine ästhetisch ansprechende Anmutung entsteht, die doch auch das potenziell Beängstigende des Themas gut vermittelt.
Was die Jury des Max und Moritz-Preises zudem angesprochen hat: „Wunderfitz“ ist eine von zahlreichen druckfrischen Eigenpublikationen, die diese Gruppe aus Münster zum Comic-Salon mitgebracht hat – und von denen mehrere der Jury ebenfalls positiv aufgefallen sind.
Dazu passt der programmatische Name des Projekts: Laut „Duden“ ist „Wunderfitz“ ein im Süden des deutschen Sprachraumes heutzutage nur noch selten gebrauchtes Wort für neugierig, aber auch für leichtsinnig. Zwei in diesem Fall auf anregende Weise kombinierte Eigenschaften, die wir gerne mit dem Max und Moritz-Preis 2016 für die beste studentische Publikation belohnen.