Sie sind hier

Führung durch die Ausstellung "Parade – Comics aus Flandern und den Niederlanden"

© Brecht Evens: Am falschen Ort. Reprodukt. Berlin, 2010

Sonntag, 29.05.2016
14:00 Uhr
Ort: Kunstmuseum

mit Christian Maiwald (Kurator)

Die Ausstellung im Kunstmuseum nimmt das Motto „Parade“ beim Wort: In den Themen und Arten der künstlerischen Umsetzungen finden sich bei den hier gezeigten Arbeiten viele Gemeinsamkeiten, Überschneidungen und Anschlusspunkte. So lassen sich Verbindungslinien zwischen den einzelnen Autoren ziehen und die hier gezeigten Originale aus bereits erschienenen Büchern und solchen, die noch unveröffentlicht sind oder in deutscher Ausgabe noch nicht vorliegen, ergeben ihre ganz eigene Comic-Parade.
Das Kunst-Machen steht im Zentrum vieler Arbeiten der hier gezeigten Autoren. In Brecht Evens' „Die Amateure“ treffen ganz unterschiedliche Künstlercharaktere aufeinander und entscheiden sich dazu, gemeinsam an einem Kunstwerk zu arbeiten: einem überlebensgroßen Gartenzwerg. Neben Originalen aus diesem Buch sind auch Seiten aus Evens' neuem Band „Panter“ zu sehen. Eine auf Alltagsgegenständen basierende Großskulptur findet sich ebenfalls in Olivier Schrauwens fiktivem biografischem Band über seinen Großvater „Arsène Schrauwen“. Hier soll die Bricolage aus Bierflasche, Streichholzschachtel, Zigarettenpackung und weiteren banalen Gegenständen zum Mittelpunkt einer utopischen neuen Stadt im Dschungel der namenlosen afrikanischen Kolonie werden. Ben Gijsemans Protagonist im gleichnamigen „Hubert“ hat ein Faible für die unter anderem im Brüsseler Museum der Schönen Künste hängenden Gemälde, die er an der heimischen Staffelei zu kopieren versucht.
Auf die Kunst vergangener Tage bezieht sich auch Simon Spruyt mit seinem neuen Band „Papa Zoglu“, der lustvoll-subversiv mittelalterliche Illustrationskunst mit ganz heutigem Humor kurzschließt. Bereits in seinem auch auf Deutsch vorliegenden „Junker“ befasst er sich mit vergangenen Zeiten und erzählt eine in Ostpreußen angesiedelte Geschichte vor dem Hintergrund des von militärischem Gedankengut geprägten Wilhelminismus. Mit „Als wir gegen die Deutschen verloren“ nimmt uns Guido van Driel mit zurück in die Vergangenheit, die Geschichte ist im Jahr 1974 angesiedelt, als die niederländische Fußballnationalmannschaft eine empfindliche Niederlage gegen die deutsche einstecken musste. Hier stehen, wie bei Spruyt, Heranwachsende im Mittelpunkt, neben deren Coming-of-Age auch ein Stück Zeitgeschichte erzählt wird.