Irmina
Irmina ist gerade einmal neunzehn Jahre alt, noch ein Backfisch, als sie mit dem Schiff nach London fährt. Es ist das Jahr 1934. Irmina kommt bei einer älteren Dame unter, lernt Englisch und beginnt eine Ausbildung als Fremdsprachensekretärin. Und sie entdeckt eine ihr völlig neue Welt. Während einer Party lernt sie den Studenten Howard aus Barbados kennen und verliebt sich in ihn. Wie sie als „deutsches Fräulein“ in dieser Zeit, so ist auch er ein Außenseiter. Ihr Leben ist somit keineswegs leicht und doch ganz wunderbar. Dann zwingt Geldnot Irmina zurück nach Deutschland. Arbeit findet sie dank ihrer Englischkenntnisse im Reichskriegsministerium und auch einen neuen Liebhaber, einen strammen Nazi, der kurz vor Kriegsende an der Ostfront stirbt. Barbara Yelin erzählt mit meisterhaftem Strich, frei basierend auf der Geschichte ihrer Großmutter, von einem Leben zwischen Aufbegehren und stiller Anpassung und von den Grauzonen dazwischen. Von einer Zeit, die ungezählte Lebensentwürfe zum Einsturz brachte. Mit „Irmina“ ist ihr ein großartig dichter, vielschichtiger Comic-Roman gelungen, der ein tiefes Verständnis seiner Protagonistin erlaubt, ohne dabei zu verurteilen.