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Die wunderbare Welt der Marguerite Abouet

© „Aya“ – Marguerite Abouet & Clément Oubrerie © Gallimard, 2016

Die wunderbare Welt der Marguerite Abouet

26. bis 29. MaiKongresszentrum Heinrich-Lades-Halle, Großer Saal

Öffnungszeiten: 

Do 12–19, Fr/Sa 10–19, So 10–18 Uhr

Marguerite Abouet wurde 1971 in Yopougon, einem Stadtteil Abidjans (Elfenbeinküste) geboren, bevor sie mit zwölf Jahren zusammen mit ihrem Bruder zum Großonkel nach Paris zog, wo sie auch heute noch als erfolgreiche Szenaristin und Drehbuchautorin lebt. Wenngleich die Lebensrealitäten, die Sie in ihren Büchern beschreibt, inspiriert sind von den unterschiedlichen Stationen ihres eigenen Lebens, versteht sie Schreiben nicht als autobiografische Aufarbeitung, sondern in erster Linie als Mittel, Geschichten zu erzählen – Geschichten von Familie, Liebe und Freundschaft, von Toleranz, Verantwortung und Gemeinschaft, vom Streben nach persönlicher Selbstentfaltung und der Suche nach dem kleinen privaten Glück. Die Umgebungen, die sie als Schauplätze für die Erschaffung ihrer Mikrokosmen nutzt, treten zugunsten ihrer Figuren in den Hintergrund und so spielt es letztendlich nur bedingt eine Rolle, ob sie vom bunten Alltag an der Elfenbeinküste erzählt, wie in „Akissi“ und „Aya“ oder das turbulente Leben in Paris beschreibt. Abouets Szenarien sind soziale Chroniken, bevölkert von Familien, Freunden, Bekannten und Fremden – von Figuren, die ihre Persönlichkeit erst durch die Interaktion mit anderen entfalten, die sich missverstehen, lieben, streiten und versöhnen und deren gemeinschaftliches Handeln zur Bewältigung individueller Lebenssituationen ihren Alltag bestimmen. Kein Wunder, dass Marguerite Abouet ihr Atelier gerne auf die Straße, in die U-Bahn oder den Park verlegt, um sich von ihrer Umgebung und den unterschiedlichen Menschen und Szenarien inspirieren zu lassen.
In „Aya“ (2006, Preis für das beste Debüt beim Comic-Festival in Angoulême) präsentiert Marguerite Abouet dem Leser das alltägliche Leben in Abidjan, das „Paris Westafrikas“, dem Ende der 70er-Jahre eine vielversprechende und prosperierende Zukunft vorausgesagt wurde. ‚Das Afrika‘, das die Szenaristin mit der Unterstützung der warmen, sinnlichen Bilder Clément Oubreries entwirft, zeugt von einer oft in Vergessenheit geratenen Normalität und Lebensfreude abseits westlicher Klischees von Krieg, Hunger und Armut. Mit viel Sensibilität und Humor gelingt es Abouet, Raum für nachdenkliche und kritische Zwischentöne entstehen zu lassen und so werden fast unterschwellig Perspektivlosigkeit, tradierte Geschlechterbilder oder Tabuthemen wie Korruption und der Umgang mit Homosexualität verhandelt, ohne in den Vordergrund zu rücken.
Voller Schwung und Leichtigkeit entfaltet sich auch Marguerite Abouets Rückblick auf die eigene Kindheit: „Akissi“, eine Serie, die in Zusammenarbeit mit dem französischen Zeichner Mathieu Sapin entstand. Die Bücher für ein jüngeres Publikum entführen in das turbulente Leben von Ayas kleiner Schwester Akissi, deren hinreißendem Charme man sich trotz oder gerade wegen des nie zu enden scheinenden Unfugs, den sie ausheckt, nicht entziehen kann.
Mit „Bienvenue“ verabschiedet sich Marguerite Abouet von ihrer ivorischen Heimat und verlegt den Schauplatz der Handlungen in ihre zweite Heimat Paris. Ähnlich wie Yopougon in „Aya“, dient Paris und im speziellen der Mikrokosmos des Hauses, in dem die titelgebende Hauptfigur lebt, Abouet als Spiegel der Gesellschaft, in dem sich die Wünsche, Ängste, Sorgen und Visionen ihrer Bewohner abbilden. Illustriert vom französischen Zeichner Singeon, mutet Abouets Erzählstrom fast wie montierte filmische Sequenzen an, die den Leser im abenteuerlichen Leben der jungen Kunststudentin Bienvenue und ihrer illustren Mitstreiter willkommen heißen, egal welcher Hautfarbe, Religion oder Herkunft sie sind.
Neben der Ausstellung, in der Skizzenbücher Abouets sowie Originalzeichnungen Clément Oubreries, Mathieu Sapins und Singeons zu sehen sind, kann man im Rahmen der Comic Film Fests auch cineastisch in die Welt der Marguerite Abouet eintauchen.