avant-verlag für seine Verdienste um die Pflege kulturellen Erbes
avant-verlag für seine Verdienste um die Pflege kulturellen Erbes
In der nicht-grafischen Literatur ist es vollkommen selbstverständlich, dass der Kanon der wichtigsten Werke der Literaturgeschichte annähernd vollständig in deutscher Sprache verfügbar ist. Die grafische Literatur führt diesbezüglich ein Schattendasein. Zentrale Werke der Comic-Geschichte sind über Jahre und Jahrzehnte hinweg auf dem deutschsprachigen Markt nicht verfügbar oder waren es sogar nie. Von adäquaten, sorgfältig aufbereiteten und liebevoll hergestellten Ausgaben ganz zu schweigen. In den letzten Jahren beginnt sich dies erfreulicherweise zu ändern und auch die grafische Literatur punktuell so etwas wie ein Bewusstsein für die eigene Geschichte zu entwickeln. Wobei es als Verleger nach wie vor ein besonderes Wagnis ist, in einem Genre, das entweder nach wie vor als Massenmedium verkannt oder immer noch häufig als leichtgewichtig eingestuft wird, mit Klassikern zu reüssieren.
Stellvertretend für die Bemühungen vor allem kleinerer Verlage, die Comic-Kultur zu pflegen, zeichnet die Jury des Max und Moritz-Preises in diesem Jahr den Berliner avant-verlag, bislang eher für innovative zeitgenössische Comics und Graphic Novels bekannt, und damit den Verleger Johann Ulrich für drei herausragende und verdienstvolle Bücher mit einem Spezialpreis für seine Verdienste um die Pflege kulturellen Erbes aus: „Eternauta“, ein politisch prophetischer Science Fiction-Klassiker der Argentinier Héctor Germán Oesterheld (1919 bis vermutlich 1978) und Francisco Solano López (1926–2011), die virtuose grafische Adaption von Dashiell Hammetts Roman „Fliegenpapier“ des Künstlers Hans Hillmann (1925–2014) sowie „Die Liebesabenteuer des Monsieur Vieux Bois und andere Geschichten“ von dem bereits von Goethe verehrten Künstler Rodolphe Töpffer (1799–1846), liebevoll gestaltet und herausgegeben vom Comic-Künstler Simon Schwartz.