Junker. Ein preußischer Blues
Junker. Ein preußischer BluesvonSimon Spruyt
Übersetzung: Rolf Erdorf
Carlsen Verlag
Die Geschichte einer preußischen Kleinadelsfamilie am Vorabend des Ersten Weltkriegs ist kein Thema, das Leser in Scharen in die Buchhandlungen treibt. Das könnte sich mit Simon Spruyts „Junker“ ändern, ein Comic, der mit erzählerisch-bildnerischem Witz und Können eine vergangene Zeit beschwört. Den 1978 geborenen Belgier Spruyt scheint biografisch recht wenig mit seinem Thema zu verbinden, die Stimmung eines langsamen Untergangs, begleitet von den überholten Weltbildern einer sich überholenden Ära, trifft er allerdings genau. Joseph Roth lässt grüßen, ein wenig auch Thomas Mann (und wer weiß, welcher Dichter noch) – es sind literarische Räume, die sich hier in eine bemerkenswert ökonomische, immer wieder überraschende Bilderwelt übersetzen. Es gibt hier (auch) was zu lernen und noch viel mehr zu genießen.