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Barbara Yelin

© Martin Friedrich

Barbara Yelin

www.barbarayelin.de

Seit zwölf Jahren schon zeichnet Barbara Yelin Comics, ihr erstes Buch erschien 2004 in Frankreich. Sechs Jahre später erst überraschte sie das Publikum auch in Deutschland mit ihrer Graphic Novel „Gift“, der Geschichte der Bremer Massenmörderin Gesche Gottfried nach einem Szenario von Peer Meter, erzählt mit düsteren Bleistift-Zeichnungen von bleierner Schwere, die sich eingeprägt haben – Bilder, die hängengeblieben sind.

Und dann das! „Irmina“, ein Comic-Roman voller brillant charakterisierter Figuren und mit der geballten Wucht von fast 300 Seiten. Und mit ganz neuem Antlitz: Dezent farbig sind die Zeichnungen diesmal und durchflossen von Leichtheit, Eleganz und Lebendigkeit. Zudem erzählt Barbara Yelin hier selbst, und zwar dicht an der eigenen Biografie: Auf erste Puzzlesteine zu ihrer Geschichte eines jungen „Frolleins“ im London und später Berlin der 1930er-Jahre war sie in Briefen ihrer Großmutter gestoßen. Entwickelt hat sich daraus das atmosphärisch dichte Porträt einer Zeit, die die Lebensentwürfe einer ganzen Generation zum Einsturz brachte. Die Geschichte, man könnte sie exemplarisch nennen, eines Lebens zwischen Aufbegehren und Resignation und von den Grauzonen dazwischen. Und die, geradezu filmreif, auch noch mit einem furiosen Schluss aufwartet.

Barbara Yelin nagelt nichts unverrückbar fest, ihr Strich ist in Bewegung, tastend, skizzenhaft. Ihre Bilder erinnern, ganz anders als die klaren Konturzeichnungen der Ligne Claire, an leicht verwischte Fotos. Es sind Bilder, die so viel erzählen und in denen zugleich stets Ungewissheit vibriert. Auch wenn sie Comic-Strips zeichnet, wie „Riekes Notizen“ ehemals für die Frankfurter Rundschau, wenn sie als eine Mitbegründerin der Künstlerinnengruppe SPRING oder im Auftrag des Goethe-Instituts den arabischen Raum und Indien bereist, die Revolutionsbewegung auf dem Tahir-Platz in Kairo dokumentiert oder sich gemeinsam mit Künstlerinnen aus Indien mit der Situation der Frauen auseinandersetzt. Barbara Yelin hat eine ganz eigene und unverwechselbare Zeichen- und Erzählkunst ausgeprägt, die sie zu einer neuen, bedeutenden Stimme des Comics deutscher Provenienz macht.