Tobisch
Einen prägnanten Zinken soll er haben, der Mann, der Eduard Tobisch retten wird. So hat es die Wahrsagerin auf Coney Island prophezeit. Also heftet sich der frisch nach Amerika ausgewanderte Spross einer bayerischen Fleischerfamilie an die Fersen eines Schriftstellers. Den hat er nach dem Besuch des Orakels auf seiner nächtlichen Odyssee durch Manhattan zum Retter erkoren, weil dessen Nase so eine imposante Form aufweist. Getrieben wird der so leichtgläubige wie verzweifelte Auswanderer von der Hoffnung, am Ende seine verloren gegangene Verlobte zu finden, mit deren Konterfei er zuvor die halbe Stadt tapeziert hat. Es ist ein moderner Ritter von der traurigen Gestalt, den der Offenbacher Künstler Joachim Brandenberg da durch das New York des frühen 20. Jahrhunderts irren lässt. Seine Bilderzählung im Retro-Look hat er aus eigenen Zeichnungen im Cartoon-Stil, zerschnittenen Fotos und Fundstücken wie gemusterten Papieren zu einer Collage montiert, ergänzt durch eingescannte und neu zusammengesetzte Buchstaben aus Telefonbüchern, US-Zeitungen und Magazinen. Die altmodische Bildsprache, die an ein Papiertheater erinnert, passt bemerkenswert gut zu den schrulligen Charakteren.